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Schubtherapie bei Multipler Sklerose
Bei der Schubtherapie bei Multipler Sklerose wird meist hoch dosiertes Kortison verabreicht. Bessern sich die Symptome nicht, kommt unter Umständen eine Plasmapherese infrage.
Multiple Sklerose

Schubtherapie bei Multipler Sklerose

Multiple Sklerose ist nicht heilbar, ist aber inzwischen immer besser behandelbar. Der Ansatzpunkt jeder Therapie von Multipler Sklerose ist dabei die Beeinflussung des Immunsystems. Diese Therapie ruht in der Regel auf drei Säulen:

  • Therapie eines akuten Schubes, damit dieser möglichst wenig schwerwiegend und kurz verläuft
  • langfristige Immunprophylaxe, um einer Verschlechterung der Multiplen Sklerose vorzubeugen und die Zeit ohne Symptome, die zwischen zwei Schüben liegt, möglichst zu verlängern
  • Behandlung der Symptome, um die Beschwerden zu verringern und Komplikationen zu vermeiden

Schubtherapie bei Multipler Sklerose mit Kortison

Ein akuter Schub bei Multipler Sklerose wird in der Regel mit hoch dosiertem Kortison therapiert, welches vom behandelnden Arzt intravenös verabreicht wird. Kortison ist ein Steroidhormon. Man spricht auch von Glukokortikoiden. Diese werden normalerweise in der Nebennierenrinde hergestellt. Kortison gilt als entzündungshemmend, hindert also die T-Zellen daran, im Nervensystem Zytokine freizusetzen, die Entzündungen fördern.

Kortison wird bei einem MS-Schub zur Schubtherapie als hoch dosierte Infusion gegeben. Diese Therapie bei Multipler Sklerose nennt man Pulstherapie, weil über drei bis fünf Tage hohe Mengen Kortison verabreicht werden. Kortison stärkt die Blut-Hirn-Schranke, soll also verhindern, dass mehr B-Zellen und T-Zellen des Immunsystems aus dem Blutkreislauf in das Nervensystem übergehen. Außerdem kann Kortison dadurch, dass es die Freisetzung von Zytokinen verhindert, auch die Fresszellen und die B-Zellen in ihrer Funktion bremsen. Wenn Kortison verabreicht wird, lässt sich dadurch die Entzündung, die bei Multipler Sklerose entsteht und zur Schädigung der Myelinschicht der Nervenzellen führt, meist verringern.

Plasmapherese: Blutwäsche bei Multipler Sklerose

Bleiben auch zwei Wochen nach der Pulstherapie die Symptome bestehen oder werden sogar schlimmer, kann der Arzt eine Plasmapherese anordnen. Bei einer Plasmapherese handelt es sich um eine Blutwäsche, bei der die Antikörper, die die Nervenzellen beeinträchtigen, aus dem Blut herausgefiltert werden. Diese Antikörper, die sich im Blutplasma befinden, sind Eiweiße, die maßgeblich an den Entzündungen im Nervensystem beteiligt sind. Das Plasma wird bei einer Plasmapherese von den Blutzellen getrennt. Das entnommene Blutplasma muss allerdings wieder ersetzt werden, damit kein Flüssigkeits- oder Eiweißmangel entsteht. Dies bringt unter Umständen Risiken, wie z. B. eine erhöhte Infektionsgefahr, mit sich. Eine Plasmapherese kommt daher nicht für alle Patienten als Schubtherapie infrage und sollte nur bei einem schweren akuten Schub durchgeführt werden.

Schubtherapie bei Multipler Sklerose: Immunadsorption

Die Immunadsorption ist – wie die Plasmapherese – eine Form der Blutwäsche, bei der die Antikörper und weitere Substanzen, die mit dem Immunsystem zusammenhängen, entfernt werden. Diese Therapie wird meist nur in speziellen Zentren für Multiple Sklerose angeboten. Sie hat den Vorteil, dass gezielt die Immunglobuline herausgewaschen werden. Wie bei einer Blutspende wird über die Vene das Blut langsam und beständig entnommen und in Blutzellen und Blutflüssigkeit unterteilt. Die Blutflüssigkeit wird auch Plasma genannt und gereinigt. Die Immunglobuline und andere Substanzen des Immunsystems werden in einem Adsorber zurückgehalten. Wenn das Blut gereinigt ist, wird es über eine zweite Vene zurück in den Körper geführt. Auch die Immunadsorption kommt zur Schubtherapie von Multipler Sklerose nur infrage, wenn sich die Symptome auch zwei Woche nach dem Ende der Pulstherapie nicht bessern.

Fedor Singer